Reisebericht Magdeburg

Datum: September 2025
Opernhaus: Theater Magdeburg
Vorstellung: Tannhäuser, Wagner
Kritiken: Michael Kaminski für Deutsche Bühne
Theater Magdeburg.
Magdeburg, so wie es bis zum zweiten Weltkrieg war, gibt es nicht mehr.
Auch das 1876 errichtete Stadttheater, dessen Vorgängerbau auf das Ende des 17. Jahrhunderts erbaute Nationaltheater zurück geht, fiel dem Bombenhagel auf die Magdeburger  Altstadt im Januar 1945 zum Opfer, die Ruine der DDR-Städtebaupolitik der 50er Jahre. Es blieb nur der Straßenname „Am alten Theater“.

Das heutige Opernhaus war in den 20iger Jahren Revue- und Operettentheater.
Auch dieses Haus überstand den zweiten Weltkrieg nicht unbeschadet, aber der Kulturbetrieb im Arbeiter- und Bauernstaat wurde schnell wieder aufgenommen, das Gebäude renoviert und es hieß dann ab 1950 Maxim-Gorki-Theater.

Mit der Wende bekam nicht nur Magdeburg, sondern auch das Theater noch einmal ein anderes Gesicht. Eine Brandstiftung 1990 erforderte die umfassende Renovierung des Gebäudes. Seit der Wiedereröffnung 1997 firmiert das Haus unter Theater Magdeburg mit den Sparten Musiktheater, Ballett und Konzert.

Last but not least sei hier erwähnt: Kein geringerer als der junge Richard Wagner sammelte 1837 bis 1839 in Magdeburg als Kapellmeister erste Theatererfahrungen. In der Elbestadt verliebte er sich, sozusagen am Set, in die schillernde Schauspielerin Wilhelmine (Minna) Planer. Die Ehe in der On-Off-Beziehung hielt immerhin dreißig Jahre bis zu Minnas Tod.

ANREISE

mit dem Auto.
Ohne Navi wird’s etwas schwierig: In der Innenstadt und auch an der Hauptverkehrsstraßen gibt es jede Menge Baustellen, die schön umfahren werden wollen.

PARKHAUS

am Opernhaus ist aktuell geschlossen wegen Renovierungsarbeiten.
Wir fanden in einer Nebenstraße ein Plätzchen am Seitenstreifen.

•  TIPP  •

Küche
Direkt gegenüber dem Opernhaus ist das Restaurant „Lago di Garda“, das durchgehend geöffnet hat ab 11.oo Uhr und auch noch nach Vorstellungsschluss. Obendrein ist die Küche wirklich empfehlenswert: Italienische Speisekarte, guter Wein, freundlicher Service. Es ist so schön, wenn es nach der Aufführung noch etwas zu essen und zu trinken gibt! Bleibt zu hoffen, dass die Magdeburger Theatergäste in Scharen kommen und dieses Angebot nutzen und genießen.

HOTEL

****-Sterne Haus Mercure Halberstädter Str.
Wir buchten das Haus zum unglaublichen Preis von € 75,– incl. Frühstück für EZ, Entfernung ca. 8 km in die Innenstadt. Fazit: Die Sternchen sind deutlich verblasst, die Spuren deuten in die 90iger Jahre, taufrisch ist anders. Im Innenhof gibt‘s einen Biergarten und ein Restaurant ist im Seitenflügel, alles ziemlich überdimensioniert und ausgerichtet auf ehemals 140 funktionierende Zimmer.
Die Zimmer sind groß, sauber und das Frühstück ist sehr ordentlich: Croissants, frisches Obst, Honigwabe. Preis-Leistung passt! Parkplätze am Hotel frei, Garage kostet € 10,– p./N.

TOURISMUS

Der interessierte Tourist sucht in Magdeburg vergeblich die kuschelige Innenstadt mit Gässchen und Fachwerkhäusern. Im Januar 1945 wurde Magdeburg innerhalb einer halben Stunde durch einen schweren Luftangriff zerstört und die komplette Altstadt in ein Flammenmeer verwandelt. Mit dem Wiederaufbau nach Kriegsende änderte sich das Gesicht des alten Magdeburg gravierend.

Das neue Magdeburg entstand in „sozialistischer Pracht“. Im Fokus dieser Anstrengungen stand im stalinistischen Klassizismus, einem „Zuckerbäckerstil“, die repräsentative Hauptgeschäfts- und Aufmarschstraße für Großkundgebungen, die heutige Ernst-Reuter-Allee, ehemals „Stalinallee“.

Um der akuten Wohnungsnot zu begegnen, setzte man ziemlich flächendeckend auf „Platte“. Viele Altstadtstraßen wurden überbaut, Kirchen gesprengt und die einstige barocke Prachtstraße „Breiter Weg“ war mit diesen Einfällen dann auch endgültig Geschichte.

Mit der Wende gab es neue Impulse und andere Ideen. Der Sozialismus hatte ausgedient, Platte war nun nicht mehr in. Die Magdeburger orientieren anderweitig und ziehen fort.

Rückbau und Sanierungen sollen die Plattenbauten aufwerten. Skurriles, wie die Grüne Zitadell, Hundertwassers architektonisches Spätwerk, rufen nicht nur Begeisterung, sondern auch Kritik hervor. Es gibt noch viel zu tun in Magdeburg.

Mehrzweckhalle Hyparschale von 1969 und 1998 unter Denkmalschutz gestellt, ist im Stadtpark Rotehorn ein zentrales Bauwerk aus der DDR-Zeit.

Der Domplatz ist zu Magdeburgs guter Stube geworden.
Die Benennung „Domplatz“ setzte sich im 18. Jahrhundert durch, aber auch die Bezeichnung „Neuer Markt“ ist nach wie vor geläufig. Die Gestaltung des Platzes in den Nachkriegsjahre war schwierig, Wohnungen knapp und Platte in. Erst in den 70iger Jahren keimte die Idee auf, den barocken Charakter des Platzes wieder herzustellen und ihn zu einem gesellschaftlichen und kulturellen Zentrum zu machen.
Seit der Wende hat sich viel getan. Jede Menge Geld hat man in die Hand genommen, investiert und aufgehübscht, was irgend ging, um die DDR-Platte verschwinden zu lassen, über die die Zeit hinweg gegangen ist. Im gesamten Umfeld, in den Seiten- und Nebenstraßen, bis hinunter an die Elbe, finden sich Geschäfte, Restaurants und Gaststätten.

•  TIPP  •

Das Kloster Unser Lieben Frauen beherbergt die Galerie für zeitgenössische Kunst.

DOM

Über einhundert Meter hoch ragen die Türme des Doms, Wahrzeichen Magdeburgs, und prägen das Stadtbild. Kaiser Otto der Große veranlasste im Jahr 955 den Bau einer prachtvollen Kathedrale in seiner Lieblingspfalz Magdeburg und stattete den Dom mit antiken Kostbarkeiten aus, die er von Oberitalien herbeischaffen ließ; Säulen aus Marmor und Granit in  kaiserlichen Farben, die bis heute im Dom zu finden sind. Nach dem fatalen Stadtbrand 1207 wurde der Dom wieder aufgebaut: als erste gotische Kathedrale Deutschlands.